Thomas Leon Heck

Päpstlicher als der papst?

Vor wochen wurde mir ein wundervoll gearbeitetes messgewand eines katholischen priesters angeboten, mit etwa einem kilo faden aus reinem silber meisterhaft durchwirkt. Trotz meiner begeisterung für die herrliche arbeit nahm ich vom kauf abstand, da ich bei meiner kundschaft dafür kein interesse voraussetzen konnte. Der anbieter verkaufte das gewand eines gewöhnlichen priesters anschließend einem kollegen von mir. Der nun bot mir dieser tage genau dieses stück an als „gewand eines papstes“!... mehr

großzügigkeit gepaart mit kleinlichkeit?

Ein kunde stiftete jüngst seine kunstsammlung der öffentlichen hand, für die ich ihm wohl einen vier- oder fünfstelligen betrag bezahlt hätte. Anschließend feilscht er bei mir um 5€. Wie passt das zusammen?

der ANTIQUATOR

Im entwurf eines behördlichen textes über mein antiquariat heißt es: „Die Liebe zu Büchern ist, was den erfolgreichen Antiquator am meisten antreibt.“ ANTIQUATOR! Es gibt antiquar und auktionator. Und terminator. Aber DAS! Schüttel. Zum glück durfte ich korrektur lesen. Anders als bei einem andern PR-text, wo PROVIENZEN statt provenienzen unbemerkt stehen bleib.

 

nachbarschaft

Gerade ist eine kundin aus dem 12 km entfernten betzingen gegangen. Sie wohnt dort direkt neben dem haus, in dem der maler egbert patzig gelebt hat, dessen kompletten nachlass ich hier habe. Jetzt zieht sie um in ein haus, aus dessen nachbarhaus ich diesen Mittwoch erst möbel geholt habe.

Zur Geschichte eines Tübinger Hauses

Heute wird in der Pfleghofstraße 6 in Tübingen ein Naturkostladen eröffnet. Nicht einmal im Stadtarchiv TÜ ist auf Anhieb bekannt gewesen, dass sich 1946 in demselben Haus eine Filiale des Stuttgarter Kunsthauses Schaller befand, vormals königlicher Hoflieferant. Bis 2009 hatte ich direkt gegenüber 25 Jahre lang mein Antiquariat, das zwar nicht als Hoflieferant fungierte, an dem aber immerhin Boris Palmer mehrfach vorbeigeradelt ist.

thomas leon heck widerspricht bedeutendem philosophen mit erfolg

Michael Walzer (* 1935 in New York) ist Sozial- und Moralphilosoph sowie bedeutender US-amerikanischer Intellektueller und gab dem schweizer fernsehen ein langes interview, das am 11.11.2012 in 3sat ausgestrahlt wurde. Darin behauptet er, rousseau halte den menschen ohne gesellschaft für  „a solitary beast“, d.h. eine einzelgängerische bestie. Nun hat rousseau, den manche für den bedeutendsten menschen aller zeiten halten, da er die größte aller wirkungen gehabt haben könnte, insbes. auf... mehr

missverhältnis

Ich lese gerade ein buch von peter bamm über alexander den großen, das ca 20x bei mir im laden herumsteht (ab 1€). Ich weiß nicht einmal, ob ich je auch nur ein einziges exemplar davon verkauft habe. Dass es so oft im antiquariat gelandet ist, kommt zwar sicher daher, dass es sich einst als neuerscheinung erfolgreich verkauft hat. Aber heute? totales desinteresse, zumindest seitens meiner kundschaft. Teil meines lesegenusses ist die gewissheit, dass das desinteresse an dem buch nichts mit seinem... mehr

Shitstorm im 14. jahrhundert

Als till eulenspiegel einmal in nürnberg nicht zu einem fest eingeladen wurde, bohrte er ein loch in die wand des festsaals, kackte in einen blasebalg und blies den üblen geruch samt material in die festversammlung, der es darob gehörig den atem verschlug.

Scharlatane

Ich habe einen niedlichen französischen sekretär aus der epoche charles X (um 1830).

Wenn ich arzt wäre, würde ich den auch deswegen kaufen, um folgende anekdote berichten zu können:

Als der vorgänger von könig charles 1824 im sterben lag, sein bruder, der könig louis XVIII, sagte der „allons, charles attend“ (gehen wir, charles wartet), was die anwesenden leibärzte aber auch so verstehen konnten: „charlatans“ (ihr Scharlatane).

Einer Person gefällt das.

Munterer Exbeamter

Als gerade ein sehr netter und munterer kunde (der einzige mir bekannte mensch außer meinem vater, der seinen beamtenstatus aufgegeben hat) von seinen 15 000 schallplatten berichtete, sah ich nach seinem ehering und entdeckte erwartungsgemäß keinen. Ich kenne nämlich keinen verheirateten mann, dessen frau so eine sammelwut akzeptieren würde, und keine frau, die so einen mann nähme oder behielte. Anschließend teilte er von sich aus mit, dass er nie familie wollte, auch wegen seines sammeltriebes.... mehr

NEU im Laden
antikommunist. propagandaschrift v. Kurt Zentner "Edith Ede schreibt an xkx Jan. Aus geheimen Akten der KPD" (ESTO 1956),
"ordnung für die communen, auch deren vorstehere und bediente in dem herzogthum würtemberg", ludwigsburg 1758, mit besitzvermerk 1823 des schultheiß maurer in aidlingen, bronze um 1880 "weibl. halbakt"...
hippokrates "aphorismi" 1609 aus d. bibl. v. christophorus balcke, rechnung 1910 d. silberschmieds theodor sackreuter aus frankfurt /M. für frau w. philgus (ebda.)