Thomas Leon Heck

will haben

soeben erhielt ich einen brief von 1870 an den damaligen rössle-wirt von isingen. der heutige rössle-wirt von isingen ist ein kunde von mir und will das rare dokument haben.

will nicht haben

soeben erhielt ich einen kaufvertrag von 1793 eines - nennen wir ihn mal - sebastian saile aus neufra. im telefonbuch steht auch heute noch ein mann desselben namens. obwohl er mit mir übereinstimmt, dass valentin saile ein vorfahr von ihm ist, will er das über 200 jahre alte dokument der eigenenen familiengeschichte nicht erwerben (für 75 €) - mir unbegreiflich.

was bei meinen auktionen normal ist,

dass sich mehrere kunden gleichzeitig für 1 objekt interessieren, kam im laden in 30 jahren bislang erst 2x vor, 1x gestern: eine kundin hatte tags zuvor einen rosenkranz gesehen, denn sie nun holen wollte. da hatte ihn bereits eine andere kundin in der hand! man einigte sich zur allseitigen zufriedenheit.

aus anlass des todes von prof dr valentin braitenberg

er und seine frau entdeckten mal bei mir im laden ein gemälde, auf dem ihr haus in italien abgebildet war! sie erwarben es auch. es soll nun in eben diesem haus hängen. sein schwiegersohn, prof. bozzi, hat in seinem buch "fisica ingenua" meinem tübinger laden mehrere seiten gewidmet.

innerhalb weniger stunden

verkaufe ich bei ebay an einen antizionisten und radikalislamisten, der unter der beobachtung des verfassungschutzes stand, einen artikel, während im laden das porträt eines jüdischen rabbiners hereinkommt, das ich anschließend einem jüdischen kollegen anbiete. wir händler sind halt von natur aus liberal und tolerant nach allen richtungen...

wette gewonnen!

ein kollege zeigt mir ein porträt einer frau. er verkauft es danach an einen händler, den er bittet, es nicht hier in der gegend zu veräußern, da es eine kundin von ihm darstelle. später empört sich mein bester kunde bei mir, dass seine exfrau ihr porträt verscherbelt habe, das er zur hochzeit von ihr habe malen lassen. er kaufte nun das eingangs erwähnte porträt seiner ex zurück. als mein kollege von der geschichte erfährt, ist er sauer, da er genau dies vermeiden wollte. zu unserer beider... mehr

wette verloren!

in meinem 1. semester 1976/77 an der uni TÜ verfasste ich eine arbeit über einen tübinger theologen, die preisgekrönt wurde. (als einige jahre später die bibliographie über "500 jahre universität tübingen" von krause-seck erschien, sah ich vermessenerweise im register nach, ob ich erwähnt sei - was dank dieser arbeit tatsächlich der fall war.) maßgeblichen anteil an dem erfolg meiner preisschrift hatte eine gelehrte und äußerst kooperative frau, nennen wir sie A. irgendwo las ich dann... mehr

meine älteste kundin ist nun mit 91 gestorben,

sie rief vor einem halben jahr an und verlangte karl marx, das kapital! kurz darauf entdeckte ich in meinem bestand ein buch, das ihren besitzereintrag trug aus dem 2. weltkrieg, das sie dann auch zurückerwarb. was hat sie wie ihre generation überhaupt nicht alles erlebt! nun ist sie "friedlich eingeschlafen".

NEU im Laden
bierkrug um 1890 "gruß aus esslingen" mit besitzergravur "julius fingerle",
bierkrug um 1890 "gruß aus esslingen" mit besitzergravur "julius fingerle",
zierliches regal mit daraufstehendem schminkspiegel um 1880, barockes kl. ölgemälde um 1800 mit betender muttergottes, dokumentation zu dem radikallinken Dieter Kunzelmann mit fotos (1 zus. mit gerh....