Thomas Leon Heck

Quot servi, tot hostes (So viele Diener, so viele Feinde)

Als mir einmal mehrere Gemälde und Graphiken zum Kauf angeboten wurden, befand sich auf einem der Kunstwerke eine Widmung des Künstlers an eine bekannte Reutlinger Familie, zu der auch mein bester Kunde gehört. Ich fragte ihn bei unserem nächsten Telephonat beiläufig, ob die Sachen aus dem Nachlaß seiner Tante stammten. Er sagte, daß dies unmöglich sei, denn aus dem Nachlaß werde zur Zeit überhaupt noch nichts verkauft. Der Zufall wollte es, daß ich kurz darauf bestellt wurde, um den Nachlaß eben dieser Tante zu schätzen. In der Wohnung der Verstorbenen fiel mir auf, daß die dort hängenden Gemälde von denselben Künstlern stammten wie die, die mir jüngst zum Kauf angeboten worden waren. Ich bestand nun darauf, daß die Erben die Sachen in meinem Laden besichtigten. Dort erfuhr ich dann doch, was ich irgendwie geahnt haben muß: "Dieses Bild hat mein Onkel gemalt, dieses hing über dem Sofa ..." etc. Mein Instinkt war also auf der richtigen Spur gewesen. Denn nun stellte sich heraus, daß die eigene Haushälterin der Verstorbenen zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn, pikanterweise ein promovierter Zahnarzt, den Haushalt, in dem sie seit 15 Jahren beschäftigt war, systematisch geplündert hatte. Ihr Pech war nur, daß einer der Verwandten fast wöchentlich meinen Laden besucht und die Sache so früher oder später herauskommen mußte.
Auf Wunsch der Familie, die einen Skandal auf jeden Fall vermeiden wollte, verzichtete ich auch hier auf eine Anzeige, obwohl der Versuch, mir gestohlene Ware anzubieten, als Betrug zu werten ist und daher auch ich das Recht auf Strafverfolgung der Täter gehabt hätte.
Die bestohlene Familie selbst reagierte ganz anders: Als ich wieder einmal dort vorbeikam, saßen Täter und Opfer beim Mittagessen so zusammen, als wäre nie etwas gewesen.

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