Thomas Leon Heck

Keller-Reutlingen Vita

Der bedeutendste Maler aus Reutlingen,

Paul Wilhelm Keller-Reutlingen (1854-1920)



Von Thomas Leon Heck





Inhaltsverzeichnis



I Die verschiedenen Maler namens Keller

II Die Familie aus Reutlingen

a) Die Vorfahren

1. Verwandtschaft mit Friedrich List

2. Verwandtschaft mit den Dorners

3. Die Finckhs

4. Die Familien Kur(t)z und Laage

5. Die Kellers

b) Die Geschwister

III Der Lebenslauf des Malers

a) Das Geburtsjahr 1854

b) Der Geburtstag

c) Der weitere Lebensweg

d) Die Verleihung des Professorentitels

e) Die letzten Jahre

f) Das Schicksal der Witwe

IV Der Mensch P. W. Keller

a) Das künstlerisch-soziale Umfeld

V Keller als Repräsentant verschiedener Stilrichtungen

a) Jugend-Stil

b) Betzinger Malschule

c) Münchener Künstlergenossenschaft

d) Münchener Secession

e) Fürstenfeldbrucker Malerkolonie

f) Dachauer Malerkolonie

g) Münchener Allotria










VI Kunstgeschichtliche Würdigung

a) Vorbilder

b) Farbe

c) Licht

d) Magischer Realismus

e) Beziehungen zur Fotografie

f) Impressionismus

g) Themen

1. Landschaft

2. Waldinneres

3. Idyll hinterm Haus

4. Hirten und Hirtinnen

5. Einsames Haus

6. Abend- und Nachtbilder

7. Straßenbilder

h) Varianten

VII Wirkung des Malers

a) In Reutlingen

b) In der Literatur

c) Reproduktionen

1. Reproduktionen der Jugend

2. Postkarten der Jugend

3. Weitere Postkarten

4. Sozialistischer Realismus

5. Sammelteller

d) Private Sammlungen

e) Öffentliche Sammlungen

f) Wirkungen in der Gegenwart

1. Edward Hopper

2. Franz Radziwill

g) Kopisten und Fälscher

VIII Bildbeschreibung

IX Marktanalyse

X Das Oeuvre des Malers

a) Unechte Werke

b) Ins Werkverzeichnis aufgenommene Werke

XI Anekdoten vom Keller-Markt

XII Literaturverzeichnis











"Keiner ist einfach Maler, alle sind Archäologen, Psychologen, In-Szene-Setzer irgendwelcher Erinnerung oder Theorie (...) Sie lieben eine Form nicht um das, was sie ist, sondern um das, was sie ausdrückt.

Sie sind die Söhne einer gelehrten, gequälten und reflektierenden Generation - tausend Meilen weit von den alten Meistern, welche nicht lasen und nur daran dachten, ihren Augen ein Fest zu geben"

(Friedrich Nietzsche, Aus dem Nachlaß der Achtzigerjahre, Schlechta 3, S. 893)



I Die verschiedenen Maler namens Keller



Außer dem hier porträtierten Maler Paul Wilhelm Keller-Reutlingen (PWK) gibt es noch einmal einen Düsseldorfer Maler Ludwig Paul Wilhelm Keller, der sogar fast zeitgleich lebte, von 1865-1925 (s. Busse Nr. 42581 und Thieme-Becker).

Er war allerdings Porträtist, der ebenfalls in kräftigem, leuchtendem Kolorit malte und etwa gleichzeitig wie unser Maler auch in München und Berlin ausstellte.

Anlass zu Verwechslungen gibt auch Paul Keller, der ein 1950 im Reutlinger Bardtenschlager-Verlag veröffentlichtes Buch Der Wald ruft illustriert hat. Auch er ist nicht mit unserem PWK identisch.



Wichtig ist der Salonmaler Albert von Keller (1844-1920).

Der bekannteste aller malenden Kellers ist der schwäbische Maler Friedrich von Keller (1840-1914). Während er von keinem Geringeren als Bundespräsident Theodor Heuss ausführlich gewürdigt wurde,

findet der zweitberühmteste schwäbische Künstler namens Keller, Paul Wilhelm Keller aus Reutlingen, erst jetzt einen Biographen (und nicht einmal einen echten Reutlinger),

obwohl Keller den Namen dieser Stadt wie kein zweiter in alle Welt getragen hat: Um sich von seinen Malerkollegen namens Keller zu unterscheiden, fügte er schon früh seinem Namen Keller den nicht standesamtlichen Zusatz "Reutlingen" hinzu.

Selbst nach seinem Tod behielt seine Witwe Albertine, die nicht aus Reutlingen stammte, diesen Brauch bei. So trifft man auf den Namen Reutlingens im internationalen Kunsthandel von den USA bis Schweden.

Die Stadt Fürstenfeldbruck hat eine ihrer Straßen nach ihm benannt, aber in Reutlingen ist P. W. Keller diese Ehre nicht zuteil geworden. Dabei ist er seit gut einhundert Jahren die beste Werbung weltweit für diese Stadt.

Friedrich List ist sicherlich der bedeutendste Reutlinger, wird aber außerhalb kaum mit Reutlingen in Verbindung gebracht. Auch HAP Grieshaber wird in der Kunstwelt oft weniger mit Reutlingen als mit Eningen assoziiert, z.T. heißt es sogar falsch über ihn: „lebte in Achalm bei Reutlingen".

Doch P. W. Keller, dessen Werke sich in Museen von Kiel bis München befinden, ist in Reutlingen kaum bekannt. Im Register der Reutlinger Geschichtsblätter von 1890 bis 1989 findet sich bislang kein einziger Eintrag für Keller-Reutlingen!

Dass er außerhalb kunstsammelnder Kreise kaum bekannt ist, mag daran liegen, dass er keine Kinder hatte, die sich um seinen Nachruhm gekümmert hätten.



II Die Familie aus Reutlingen

a) Die Vorfahren

Ich beziehe mich vor allem auf den Nachlass des Heimatforschers Ulrich Knapp im Stadtarchiv Reutlingen sowie auf die "Geschichte der Familie Keller" von Georg Keller.

Zu den Sippen, aus denen Paul Wilhelm Kellers Vorfahren stammen, gehören die Schmid, Finckh, Vogelwaid, Engel, Reicherter, jeweils aus Reutlingen, die Löhlin aus Pfullingen, die Wucherer aus Oferdingen, die Zahn und Buob aus Calw, die Kapff aus Schnaitheim,

die Dorner aus Schiltach, die Held aus Bergfelden und die Mayer aus Ludwigstal, vor allem aber die Kellers.



1. Die Verwandtschaft mit Friedrich List

Kellers Ururgroßmutter väterlicherseits war Marie Magdalene Vogelwaid (1729-1806). Sie hatte denselben Vater (Michael Vogelwaid, 1706-1776) wie der zweite Mann (Jakob Vogelwaid, 1743-1791) von Friedrich Lists Großmutter Maria Barbara Vogelwaid (1732-1793).

List, der weltbekannte Nationalökonom, wird von manchen als Vordenker der europäischen Einheit gesehen. Nach meiner Entdeckung wären - wie mir auch der beste List-Kenner, Prof. Dr. Eugen Wendler, bestätigte - die beiden bedeutendsten Reutlinger, List und Keller, miteinander verwandt,

zwar nicht blutsverwandt, aber verschwägert ("verschwägert ist ein Mann mit den erstehelichen Kindern seiner Frau").

Dieser Zusammenhang belegt wieder einmal eine auffallende Eigentümlichkeit der ehemaligen Reichsstadt, dass nämlich - bis heute - die Oberschicht weitgehend untereinander verschwägert ist.



2. Verwandtschaft mit den Dorners

Kellers Urgroßvater mütterlicherseits war der Schiltacher Pfarrer Isaak Dorner (1765-1849), ein nicht unbedeutender evangelischer Theologe. Er war verwandt mit dem sehr berühmten Dogmatiker Isaac Dorner (geb.1809), der sogar von Karl Barth in dessen Buch "Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert"

(Zürich 1960) gewürdigt wurde, und dem Theologieprofessor August Dorner (geb. 1846).

Eine Verwandtschaft Kellers zu der Münchener Malerdynastie Dorner hingegen lässt sich nicht nachweisen, obwohl Keller stilistische Ähnlichkeiten mit beiden Malern des Namens Johann Jakob Dorner (1741-1813 bzw. 1775-1852) besitzt.



3. Die Finckhs

Jakob Heinrich Keller (1779-1842) heiratete in die Familie der Finckhs ein durch Verehelichung mit Magdalene Elisabeth Finck (1786-1851). Auch weitere Vorfahren sind aus der Familie der Finckhs: Von P.W. Kellers vier Großeltern sind zwei geborene Finckh, von seinen acht Urgroßeltern sogar drei.

Der bekannteste Vertreter der Finckh-Sippe ist der Dichter Ludwig Finckh, ein Freund Hermann Hesses, der auch gelegentlich von P.W. Keller erzählt.



4. Die Familien Kur(t)z und Laage

Über einen gemeinsamen Vorfahren Kurz ist Keller nicht nur mit der Dichterfamilie Hermann und Isolde Kurz verwandt, sondern auch mit dem zweiten berühmten Maler aus Reutlingen, dem Expressionisten Wilhelm Laage (1868-1930).



5. Die Kellers

Die Kellers, die "Jahrhunderte lang zu den ersten Familien Reutlingens" zählten (G. Keller, S. 127), sind wahrlich eine "alteingesessene" Reutlinger Familie: Von 30 Vorfahren des Malers wurden mindestens 21 in Reutlingen geboren oder starben hier.

Johann Heinrich Keller (1683-1755) erwarb 1717 die Meni-Brigelsche (und heutige) Löwen-Apotheke. Dieser, ein "kunsterfahrener Apotheker" (G. Keller, a.a.O., S. 128) wurde "der Ahnherr der reichsstädtischen Patrizierfamilie Keller in Reutlingen" (ebda.).

Sein Sohn war der Dekan und Hauptprediger Johann Heinrich Keller (1735-1810). Dessen Sohn Jakob Heinrich Keller (13.11.1779-19.5.1842) war Seidenhändler und der Großvater unseres Malers. (Sein heute noch existierendes Grabmal ist abgebildet bei Happe, S. 87).

Paul Wilhelms Vater, Heinrich Adolf Keller (20.3.1815-23.9.1890), ist der Sohn dieses Kaufmanns Jakob Heinrich Keller. Heinrich Adolf, einer "der originalen Altreutlinger" (Finckh), war Sammler von Käfern und hat selbst gezeichnet. Die Stadt Reutlingen besitzt ein dickes, von ihm illustriertes Käferbuch.

(Zu ihm als Künstler s. Heck/Liebchen.) Er war sehr reich, zunächst Fabrikant, dann seit etwa 1845 "Privatier", wie heutzutage z.B. Flick. Seine Haarfarbe war braun, der Bart war blond (wie übrigens auch die meisten seiner Kinder blond waren. Auch die Kinder in P.W. Kellers Bildern sind - wohl deshalb - meist blondhaarig.)

Er war ein Original, modern, und ließ einen seiner Söhne Offizier werden, "ein Unikum in Reutlingen" (Stelzer, S. 127). Franz durfte sogar studieren, musste also nicht den Kaufmannsberuf ergreifen, wie es die Reutlinger Oberschicht gewohnt war. Auch unser Maler musste nicht Färber von Fellen und Textilien werden, was sein Großvater noch verlangt hatte,

sondern durfte sich dem Einfärben von Leinwand widmen, womit er sich im Gegensatz zu manch Heutigem noch den Ruf eines Künstlers erwerben konnte. Sohn Franz kritisiert aber an seinem Zuhause "den etwas übergroßen Wert, den man dem Geld beimaß", und den "maßlosen Preußenhaß" (F. Keller 1936, S. 116).

Adolfs Grab und das seines Vaters ist noch heute auf dem Friedhof Unter den Linden zu sehen. Seine Käfersammlung erbte Paul Wilhelm, die Universität Tübingen erhielt auch einiges. Die Mutter des Künstlers war Caroline Louise, geb. Finckh (22.3.1819-1.4.1871). Sie war korpulent, gottesfürchtig, lesehungrig, wissbegierig, theaterbegeistert,

eine Verehrerin des Adels und arbeitete viel im Garten (F. Keller 1936, S. 10f).

Beide Eltern unseres Malers waren auch kunstsinnig, wie mehrere Gemälde in ihrem "schönen Zimmer" belegen. Der Sohn Franz nennt sein Elternhaus gar ein "Künstlerhaus" (F. Keller 1970, S. 10).



b) Die Geschwister

Paul Wilhelm war das sechste von acht Kindern, die seine Mutter im Lauf von über 23 Jahren zur Welt brachte. Ihr Ältester, Sohn Adolf, der auch malte, nahm an der Schlacht von Champigny teil und wurde später durch Verleihung des Kronenordens geadelt, Franz war im Schwäbischen Albverein von 1892-1933 Vorsitzender des Nordostalb-Gaus.

Einen Felsen auf dem Rosenstein bei Heubach schmückt eine Bronzeplakette mit seinem Bildnis. Ludwig Finckh widmete ihm einige Szenen in seinem Buch "Verzauberung" (Ulm 1950, S.110ff.: "der Rosensteindoktor von Heubach, der Höhlenbär"). Auch er war zeichnerisch begabt, wie vier ordentliche Aquarelle von ihm in "Schwabenalb in Wort und Bild",

Verlag des Schwäbischen Albvereins, Tübingen 1914, Tafeln 14, 25, 28 beweisen. Franzens (und übrigens auch Adolfs) künstlerische Arbeiten seien, so U. Knapp, kaum von Jugendarbeiten Wilhelms zu unterscheiden.



III Der Lebenslauf des Malers

a) Das Geburtsjahr 1854

Geboren wurde Paul Wilhelm Keller 1854 in Reutlingen, im selben Jahr wie die Maler(innen) Charles Angrand, Gunnar F. Berndtson, Hugo Birger, Adolf Bock, Hans Bartolo Brand, Hugo Breul, Othmar Brioschi, Felix Camphausen, Wilhelm Ludwig Heinrich Claudius, Max Correggio, Fanny Coupette, Frans Courtens, Ralph Curtis,

Jean Auguste Dampt, Emile Dezaunay, Ferdinand Diehl, Alwin Diehle, W. Drinhausen, Albert Edelfelt, Carl Ehlers, Rudolf Ernst, Conrad Fehr, Paul Felgentreff, William Forsyth, Jos. Frappa, Richard Friese, Eugène Galien-Laloue, Helene Gammius, Heinrich Genter, Hedwig von Germar, Wilhelm Christian Andreas Giesecke,

Alfred Gilbert, Luigi Gioli, Ferdinand August Glienke, Norbert Goeneutte, Thomas Cooper Gotsch, Peter Halm, Herman Wendelborg Hansen, Lowell Birge Harrison, Elise Hedinger, Anton Henke, Wilhelm E. Herbig, Gustav Hering, Curt Herrmann, Heinrich Gustav Herrmann, Paul Heydel, Christian Heyden, Charles Frederik Hinn‚

Anna Höchstädt, Paul Hoecker, Adolf Hohenstein, B. B. Hohmann, Emil Carl Wilhelm Horst, David Hülse, Josef M. L. Janssens, Jacob Simon H. Kever, Theodor Kleehaas, Paul Klette, Robert Kluth, Gavril Pawlowitsch Kondratienko, Max Johann Bernhard Koner, Hugo Kotschenreiter, Emma Kribbe, Max Kruse, Magda Kröner, Erich Kubierschky, Walter Kühn,

Henri Adolphe Laissement, Ludwig von Langenmantel, Erwin Langer, Artur Langhammer, Gaston de La Touche, Paul Lehmann, Fanny Levy, Emil Limmer, Emma Lutteroth, Jacek von Malczewski, Rudolf Mayer, Georg Ludwig Meyer-Ball, Winfried von Miller, Franz Moos, Hugo Mühlig, Henry Muhrmann, Betty Naegeli, Skjold Neckelmann, Emanuel Oberhauser, Walter Palmer,

L. Patent, Hippolyte Petitjean, John Fredrick Peto, Maximilian Pirner, Joseph Pümmerl, Matthäus Pössenbacher, Hermann Prell, Hermione von Preuschen, Alexis Puhlmann, Robert Hermann Raudner, Paul von Ravenstein, Franz Reder-Broili, Agathe Reinhard, Gisela Josef Reznicek, Arturo Ricci, Hugo Richter-Lefensdorf, Johanna Riedel, Lauritz Ring, Theodor Rocholl,

William Allen Rogers, Theodor Rogge, Alexander von Rönne, Jan Rosen, Walter Dendy Sadler, Maria Schaefer, Jacques Matthias Schenker, Adolf Schlabitz, Julius Schmid, Heinrich Schmidt-Pecht, Adolf Franz Christian Schreitter von Schwarzenfeld, Albert Schröder, Max Schüler, Karl Schuster, Karl Schweninger d.J., Otto Seltzer, Konrad Siemenroth, Clara von Sivers,

Max Stahlschmidt, Walther Stirl, Adolf Eduard Storck, Hermann Strake, Martha von Stuckrad, Leonhard Joh. Sturm, Marie Sturm, Ramon Subercaseaux Vicuna, Victor Thomas, Carl Tiefenbronn, Julius Tischmeyer, Bill Traylor, Gustav van Treeck, Max Unger, Jenny Villebesseyx, Robert Völcker, Rudolf von Voigtländer, Johann Heinrich Voss, Edward Wilkins Waite, Emilie Weisser,

Johannes Wichmann, Charles Wilda, Charles Edward Wilson, Walter Herbert Withers, Friedrich Wilhelm Wittig, Clemens Witzel, Oskar Woite, Thomas Wolters, Johann Zahnd, Bernhard Zickendraht, Alfred Zimmermann, Fausto Zonaro, Clara Zschille.

Es sieht so aus, als sei Keller neben Curt Herrmann und Hugo Mühlig der bedeutendste Künstler seines Jahrgangs.



Um einen Eindruck über den im Jahr 1854 herrschenden Zeitgeist zu vermitteln, sei darauf hingewiesen, dass nur 12 Jahre zuvor in Reutlingen die letzte Hinrichtung eines Straftäters stattgefunden hat (RGB 1993, S. 147). Im Geburtsjahr selbst verfügte König Max II. von Bayern, dass Kinder unter 11 Jahren nur maximal 11 Stunden arbeiten dürfen - was für ein Kontrast zu den kindlichen Idyllen Kellers!

Im selben Jahr wurde der Glaspalast eröffnet, in dem der Maler Jahrzehnte später selbst ausstellen sollte.



b) Der Geburtstag

Geboren wurde der Maler am 4. Februar, einem Samstag (oder Sabbath!) in Reutlingen. Die Geburtsstunde war die vor Mitternacht. Nach Keller, Franz, S. 17, und Keller, Georg, S. 132, sowie allen übrigen bisher gedruckten Quellen ist das Geburtsdatum der 2.2. Nach dem "Verzeichniß der außerhalb des Gemeindebezirks wohnenden Gemeindebürger" des Oberamts Reutlingen, Gemeinde Reutlingen, von 1885/86,

das im Stadtarchiv liegt, ist das Geburtsdatum jedoch der 4.2., ein Mittwoch. Dieses Datum steht auch im Familienregister des Standesamts Reutlingen, Bd. 11, S. 122, sowie im Taufverzeichnis und Familienregister des Kirchenregisters. Diesen amtlichen Quellen gab ich stets den Vorzug vor der Familienüberlieferung, die so zu erklären sein dürfte: Aus "4.2." entstand zunächst durch Dittographie, d.h. versehentliche Doppeltschreibung, "2.2.".

Der Geburtstag war nun im 19. Jahrhundert nicht so wichtig wie der Namenstag, so dass der Bruder Franz an diesem Tag nicht jedesmal gratuliert haben dürfte, wie dies heute üblich ist. Daher fiel es ihm nicht auf, dass in beiden Quellen zur Familiengeschichte das falsche Datum stehenblieb. Das kirchliche Trauungsregister der evangelischen Gemeinde in Helgoland, wo Keller 1898 heiratete, bestätigte mich. Die dort vom Künstler selbst gemachten Angaben lauten:

"4. Febr. 1854". Dem widersprechen jedoch seine eigenhändigen Angaben auf einem polizeilichen Meldebogen vom 21.5.1919, wo er selbst eintrug: "geb. 2. Feb. 1854" und "Für die Richtigkeit der Angaben" unterschrieb! Vielleicht tat er dies nur, um zu verhindern, dass den Behörden Widersprüche auffielen zwischen den Büchern, in denen Keller 1919 schon stand, und eigenen Angaben. Er war wohl recht großzügig im Formalen, denn einmal signierte er

sogar eine falsch herum wiedergegebene Reproduktion...



Im Vorwort des Künstlerlexikons von Müller-Singer (S....) findet man gar eine Beschwerde über mehrere Künstler, die selbst in eigenhändigen Angaben ihr eigenes Geburtsjahr unterschiedlich, in bis zu 3 verschiedenen Varianten, angeben.



c) Der weitere Lebensweg

Evangelisch getauft wurde das Kind am 18.2. von Stadtpfarrer Fischer, seine Taufzeugen waren Wilhelm Finckh und die Witwe Elisabeth Finckh.

In der Gartenstraße wuchs Wilhelm (so sein Rufname) auf. "Dort siedelte sich die damalige Hautevolée an, die Bantlin, Knapp, Lang, Keller" (Karl Keim, Alt-Reutlingen, Bilder, Berichte, Erinnerungen, in: Reutlinger Geschichtsblätter 1975, S. 12. Zur Geschichte dieser Straße s. ferner Heidi Stelzer, ebda., 1997, bes. S. 124ff.). Den Kellers gehörte das 1833-34 erbaute Haus Nr. 10,

früher im V. Bezirk gelegen. Die Großmutter des Malers, Elisabeth Keller geb. Finckh (1786-1851) hatte es 1850 erworben und 1851 ihrem Sohn Adolf vermacht. Es besaß bis zu seinem Abriss 1988 einen großen, baumreichen Garten, der sicher 120 Jahre zuvor auf den kindlichen Wilhelm gewirkt hatte. Im Nebenhaus Nr. 8 wohnte u.a. der Onkel des Malers, Karl Keller.



Von 1862-1868 besuchte er die Reutlinger Realschule, so dass er gut 14 Jahre in Reutlingen verbracht hat, also mehr als ein Fünftel seines Lebens. Im Herbst 1868 wurde er hier noch konfirmiert. Sein erster (Zeichen-?)Lehrer war der Reutlinger von Schütz. Das älteste mir bekannte Werk Kellers ist eine Bleizeichnung "nach der Natur" "Kirchweg" des Sechzehnjährigen von 1870 (Stadtarchiv Reutlingen, Signatur S 90 Nr.338).

Hier zeigt sich bereits Kellers Neigung zu seinem späteren Lieblingsmotiv, dem Spiel von Licht und Schatten auf dunklen Tannen. Die Eltern waren über die Neigungen Willis, so sein Kosename, zur Kunst nicht erfreut. Finckh schreibt über die acht Kinder der Kellers: "aber einer von ihnen war vergraten, - nach München gegangen und Maler geworden. Ein Nixnutz also." Auf Wunsch der Eltern wurde der Junge daher zunächst in einem Handwerk ausgebildet:

Er lernte von 1868 bis 1872 bei Adolf Cloß in Stuttgart, einem der besten deutschen Holzschneider, den Beruf des Xylographen, da er den Erwerb einer "xylographischen Anstalt" schon plante. Aufgrund einer Empfehlung des Meisters schickte man den jungen Mann 1872-1873 auf die Kunstschule Stuttgart, die später Kunstakademie hieß. Dort lernte er bei Bernhard von Neher (zu diesem Künstler s. August Wintterlin, Württembergische Künstler in Lebensbildern, Stuttgart/Leipzig/Berlin/Wien 1895, S. 345-381).

1873 bis 1874 war er bei Otto Seitz an der Münchener Akademie, die seit etwa 1866 neben Paris als die bedeutendste Kunstakademie der Welt galt. 1874-1875 war Keller in der Malklasse von Professor Carl von Haeberlin in Stuttgart. (Zu Haeberlin s. die Dissertation von Pech. Haeberlin war Schüler Schadows und Carl von Pilotys, dessen Ideen von Historienmalerei er streng vertrat. Als Lehrer an der Kunstakademie in Stuttgart von 1867-1883 war er von Anfang an umstritten.

Ein Werk von ihm hängt auf Schloss Lichtenstein. Er war ein guter Zeichner, weshalb Keller vielleicht seine Ausbildung bei ihm abschloss. Auch einige Motive könnte Keller bei ihm entdeckt haben, wie "Steinbruch" (Pecht Nr. 52), "Durchsonnte Allee" (Pecht 45)).

Den Militärdienst leistete PWK 1875-1876 als "gelber Dragoner" (im 26. Dragonerregiment König Wilhelm I.) in Ulm, wo er es bis zum Leutnant brachte. Dann reiste Keller etwa vier Jahre lang (1876-1879) nach Italien und sah Venedig, Florenz, Rom, Neapel und Capri. Er malte dabei effektvolle Landschaften und Städtebilder, u. a. den Canal in Chioggia, den Mercato Vecchio in Florenz, Szenen aus Pozzuoli, Rivieralandschaften.

(Bis circa 1890 noch malte er italienische Motive.) Ab 1879 lebte er in München. Um 1880 wurde erstmals ein Bild von ihm öffentlich ausgestellt. Seitdem stellte er regelmäßig in Wien, Stuttgart und Düsseldorf aus. 1880 ließ er sich in Dachau nieder, wo er bis 1890 lebte.

Am 24.3.1887 verzichtete Keller auf sein durch Geburt erworbenes Reutlinger Bürgerrecht, blieb aber lebenslang württembergischer Staatsangehöriger. Er war daher fast genau die Hälfte seines Lebens, über 33 Jahre lang, Bürger Reutlingens. Etwa 1890 zog er wieder nach München, in die Schwanthalerstraße 33. Ungefähr ab diesem Zeitpunkt hielt er in seinen Landschaftsbildern fast nur noch süddeutsche Ansichten fest,

z. B. von München, Reutlingen, der Alb, dem Bodensee, aus Franken und der Oberpfalz (Marktbreit, Kallmünz. Kallmünz dürfte so etwas wie ein Modeziel für Künstler gewesen sein, so war auch Kandinsky mit Gabriele Münter öfter dort.). Sie begründeten seinen Ruhm. 1892 erhielt er auf der Münchener Glaspalastausstellung eine Zweite (Gold-)Medaille. An diesen Ausstellungen beteiligte er sich von 1881 bis 1901.

Auch in den Ausstellungen der bedeutenden Münchener Secession, der er seit ihrer Gründung 1892 angehörte, war er ab der ersten Ausstellung (mit 3 Bildern) von 1895 bis 1914 häufig vertreten. Schon von 1893 bis 1900 waren Bilder von ihm auf der Großen Internationalen Kunstausstellung in Berlin. Seit 1895 war er Mitarbeiter der Zeitschrift "Jugend" (s. unten). 1895 zog Keller nach (Fürstenfeld-)Bruck bei München, wo er (bis 1910) zunächst in der Dachauerstraße 317 1/2

(wo sich 1958 ein Saunabad befand, gegenüber dem jetzigen Kreiskrankenhaus) und später in der Ludwigstraße 24 wohnte. In Bruck hatte er neben seinem Münchener Atelier noch ein weiteres, in der Nähe der alten Lohmühle beim städtischen Schwimmbad). Er war Mitglied der Brucker Künstlervereinigung. Berühmt geworden sind Kellers Motive von der dort vorbeifließenden Amper.

Am 15.11.1898 (und nicht am 20.10.1899, wie es z.T. falsch heißt) heiratete er die Schauspielerin Albertine Wetzel. Die Hochzeit fand in Helgoland statt, Trauzeugen waren J. Berndt und Fr. Holst, die wohl Inselbewohner waren. Sie tauchen dort nämlich öfter als Trauzeugen auf und gehören daher ziemlich sicher nicht zum Freundeskreis des Ehepaares. Bis zum Jahr 1900 gab es die sogenannte Helgoländer Ehe, bei der kein öffentliches Aufgebot stattfinden musste.

Eventuelle Ehehindernisse (z.B. heimliche Schwangerschaft der Braut), zu deren Aufdeckung auf dem Festland eine sechswöchige Aufgebotsfrist einzuhalten war, waren in Helgoland durch die eidesstattliche mündliche Beantwortung von 23 Fragen aus dem Weg zu räumen. Die Hochzeit Kellers hat also "in aller Stille" stattgefunden, eventuell aus folgendem Grund: Albertine wurde am 11.9.1867 in Rastatt unehelich geboren.

(Ihre Mutter war die ledige Henriette Schreiber, die ebenfalls eine uneheliche Tochter der Konstanzerin Euphemia Schreiber war und wohl früh starb. Denn Albertines Vater, der ledige Abraham Wetzel aus Wiesloch, Soldat im 3. Infanterieregiment in Rastatt, taucht in späteren Akten zusammen mit Louise, geb. Hammer, als Fabrikantenehepaar in Pforzheim auf. Diese Louise wird in einem Münchner Dokument die Mutter der Albertine genannt, gemeint ist wohl Stiefmutter.)

Albertine wurde am 22.9. getauft und trug seit dem 31.10.1867 den Nachnamen des die Vaterschaft anerkennenden Wetzel. (S. hierzu das Taufbuch 1861-1868 der Katholischen Stadtpfarrei St. Alexander in Rastatt, Bd. XI, S. 568 u. 580.) Der Name Albertine war in diesen Zeiten durchaus Mode: So heißt auch die Mutter des Malers Reinhold Nägele. Sie lebte von 1862-1924. Eine erstaunliche Verbindung also: Keller 44, seine Braut 31, er evangelisch, sie katholisch, er aus großbürgerlichem Haus, sie unehelich geborene Schauspielerin einer unehelichen Mutter. Dies war kein unerheblicher gesellschaftlicher Makel, wenn man bedenkt, dass uneheliche Geburten selbst in evangelischen Gemeinden bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts von den Kanzeln herab angeprangert wurden. Auch eine von mir befragte Verwandte Kellers kennt den Namen seiner Frau nur aus dem Familienbuch und schließt nicht aus, dass Kellers Frau in der gutbürgerlichen Sippe totgeschwiegen wurde.

Zogen sich in dieser Eheverbindung die Gegensätze an: sie heiter und leichtlebig, er schwermütig? Oder verband sie gemeinsamer Ästhetizismus, Narzissmus und die Liebe zur Kunst? Gegen die Annahme einer Scheinehe jedenfalls spricht eine sehr liebevolles Aktbild, das er von ihr gemalt hat. Und in ihrem letzten Brief vor ihrem Selbstmord spricht Albertine zärtlich von ihrem "Willi". Die Ehe blieb jedenfalls kinderlos.

Im Zusammenhang mit seiner Heirat könnte der von Rump 1912 bezeugte Hamburg-Aufenthalt stattgefunden haben (S. 69). So malte Keller mindestens ein Aquarell in Hamburg, "An der Bille".



d) Die Verleihung des Professorentitels

Am 5.12.1899 hat der bayerische Prinzregent Luitpold "mit Allerhöchstem Handschreiben" "allergnädigst zu befehlen geruht, daß wegen Allerhöchster Verleihung von Auszeichnungen an hervorragend verdiente Persönlichkeiten aus Anlaß des bevorstehenden Jahreswechsels allerunterthänigster Antrag erstattet werde" (Akten des Bayerischen Hauptstaatsarchivs MK 19151), verdienstvolle Persönlichkeiten für diese Ehre vorzuschlagen.

Der Königliche Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten erachtete über 50 Personen für würdig: Zunächst schlug er einige für die Verdienstorden des heiligen Michael sowie der bayerischen Krone vor, weitere für Titel wie den eines Königlichen Rates oder Oberinspektors und sechs Personen für den Titel eines Königlichen Professors. Darunter waren zwei Musiker, ein Priester, ein Bildhauer sowie zwei Landschaftsmaler,

Toni Stadler und P.W. Keller. Aus den Akten geht hervor, dass der damals 45jährige Keller in Fürstenfeldbruck lebte. Er sei "aus der Münchener Akademie hervorgegangen; er ist ein tüchtiger und namhafter Künstler, welcher in seinen Bildern namentlich den Reiz der Flachlandschaft mit ihren farbigen Abstufungen und mit ihrer Lichtfülle meisterhaft wiedergibt. Hauptsächlich ist es die Dachauer Ebene, aus welcher er die Motive für seine Bilder schöpft."

Die kunstgeschichtliche Begründung ist übrigens wörtlich aus Muther abgeschrieben. Der besondere Wert der Auszeichnung dürfte darin liegen, dass Keller württembergischer Staatsangehöriger und damit aus bayerischer Sicht Ausländer war. Lokalpatriotische Erwägungen traten also hinter qualitativen Gesichtspunkten zurück. Vielleicht wollte die bayerische Regierung bewusst kosmopolitisch wirken und durch einen solchen Akt weitere Künstler nach München locken.

Tatsache ist jedenfalls, dass Keller zahlreichen guten Münchener Malern dieser Zeit vorgezogen wurde, und das in der Kunsthauptstadt Europas! Am 15.12.1899 musste der Innenminister Dr. von Landmann (BayHStA MA Ordensakten 1102) das Außenministerium bitten, in Stuttgart bei der württembergischen Regierung anzufragen, ob dort eine derartige Auszeichnung "genehm" sei. Schon am 16. traf das Telegramm in Stuttgart ein (BayHStA, Bayerische Gesandtschaft Stuttgart 74).

Am 23.12. telegrafierte der bayerische Gesandte Freiherr von der Pfordten an das Münchener Außenministerium zurück: "titelverleihung an maler keller wird hiesiger regierung genehm sein". Hierbei berief er sich auf vorläufige mündliche Auskünfte. An Heiligabend (!) teilte das Münchener Außenministerium dem Innenministerium mit, dass die königlich-württembergische Regierung "mit der in Aussicht genommenen Titel-Verleihung an den Kunstmaler Keller bedingungslos einverstanden ist."

Am 29.12. erging der endgültige Bescheid des württembergischen Außenministeriums an den bayerischen Gesandten in Stuttgart, dass gegen diese Titelverleihung "von Seiten der Königlichen Regierung keinerlei Bedenken bestehen." Am selben Tag unterzeichnete der Prinzregent eigenhändig das Verleihungsdekret: "Ich finde Mich bewogen, aus Anlaß des bevorstehenden Neujahrstages folgende Orden zu verleihen" ... (Es folgen die Ordensverleihungen). Ferner: "Außerdem verleihe Ich gebührenfrei

a. im Ressort des k. Staatsministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußern (...) den Titel eines k. Professors: (...) dem Landschaftsmaler Paul Wilhelm Keller in Fürstenfeldbruck." Ferner solle den Ausgezeichneten eröffnet werden, dass der Prinzregent jegliche Dankeserstattung für bereits empfangen ansehe. An Silvester (!) ordnete Innenminister Landmann an, dem Maler folgendes Telegramm zu senden: "Gratuliere zur Allerhöchsten Verleihung des Titels Königlicher Professor".

Das Telegramm wurde noch am selben Tag expediert und müsste den Maler noch vor dem neuen Jahrhundert erreicht haben.

das für ihn also gut anfing.



e) Die letzten Jahre

1902 zog Keller wieder zurück nach München, zunächst in die Augustenstraße 77, seit Ende März 1913 in die Nymphenburgerstraße 19/0. Damals trug sein Briefkopf stolz den Titel "Kgl. Professor - Kunstmaler".

In München ist er am 10. Januar 1920 an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. An diesem Tag trat der Versailler Friedensvertrag in Kraft, der den 1. Weltkrieg zwar offiziell beendete, aber direkt in die Katastrophe des 2. Weltkriegs führen sollte. Kaum 6 Wochen später verkündete Adolf Hitler sein Parteiprogramm ("Kein Jude kann Volksgenosse sein", "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" usw.). Dies alles blieb Keller erspart, ebenso das Schicksal vieler Künstler wie z.B. das von Alexander Koester (1864-1932),

dem weltberühmten Entenmaler, der in den nun folgenden Jahren des Umbruchs (vor allem durch abstrakte Malerei und Expressionismus) miterleben musste, wie er fast völlig in Vergessenheit geriet.

Im selben Jahr starben auch die bildenden Künstler F.A. von Kaulbach, Max Klinger, Georg Meyn, Amedeo Modigliani, Carl Schildt, Carl de Bouch‚ Max Seliger, Ludwig Otto, Francisco Domingo Marquez, Anders Zorn, Alberto Galli, Friedrich von Khaynach, Wilhelm Pape sowie Kellers Namensvetter Albert von Keller.

Begraben wurde Keller auf dem Münchener Waldfriedhof an der Isar. Der Kunstverein München, in dessen Ausschuss und Schiedsgericht (als Vorsitzender) Keller war, würdigte den Verstorbenen, "dessen Werke sich größte Anerkennung errangen" (S.38).



f) Das Schicksal der Witwe

Keller hinterließ seiner Witwe ein erhebliches Vermögen in Höhe von etwa 40 000 RM, darunter ein Atelierhäuschen direkt an der Amper in der Schöngeisingerstraße 83 in Fürstenfeldbruck, wo heute ein öffentlicher Park ist.

Albertine meldete die Wohnung in der Münchener Nymphenburgerstraße am 5.8.1921 ab und führte seitdem ein recht unstetes Leben mit etwa drei verschiedenen Wohnsitzen im Jahr. Sie dürfte durch die kriegsbedingte Inflation verarmt sein. Diese "unheimliche Erkrankung" und "Zerrüttung des Wirtschaftskörpers" zeigt der zeitgenössische Aufsatz von F. Schmidt, Geldwentwertung und Warenpreis, in V K 1920/21, I, S. 48ff, das gleichzeitige Ansteigen der Kunstpreise Ernst Schulze, Revolution der Kunstpreise, ebda. S. 321ff.

Der berühmte Architekt Hermann Muthesius verfasste gar 1920 ein Buch mit dem Titel: "Kann ich auch jetzt noch mein Haus bauen? Richtlinien für den wirklich sparsamen Bau des bürgerlichen Einfamilienhauses unter den wirtschaftlichen Beschränkungen der Gegenwart"! Die Witwe Keller scheint den künstlerischen Nachlass ihres Mannes zur Unzeit, also zu früh, verkauft zu haben. So arbeitete sie zuletzt gar als Haushälterin. Nachdem ihr Gott nicht geholfen hatte, wie sie in einem Abschiedsbrief schrieb, nahm sie sich am 16.7.1926 das Leben,

indem sie den Gashahn aufdrehte. Ihr Nachlass hatte lediglich einen Wert von 100 Mark und bestand aus einem Kostüm, einem Paar Schuhen, drei Taschen, einem Kruzifix sowie einem Skizzenbuch und einigen Zeichnungen ihres Mannes. Die Verzweifelte schrieb: "ich gehe zu meinem Willi". Sie unterzeichnete trotz allem stolz mit "Frau Profs Keller".

Sie scheint zumindest in bezug auf ihren Sohn ein Doppelleben geführt zu haben. Denn ihre Universalerbin, eine gute Bekannte, von der sie beherbergt und gepflegt worden war, sagte vor dem Nachlassgericht aus, die Keller habe keine Kinder, während die Stiefschwester zu Protokoll gab, die Albertine hätte einen nach Amerika ausgewanderten vorehelichen Sohn, der sich nie mehr gemeldet habe. Ob sie ihren vorehelichen Sohn auch gegenüber ihrem Mann verschwiegen hatte?



IV Der Mensch P.W. Keller



Da bislang kaum persönlichen Äußerungen Kellers bekannt sind, kann die Weltanschauung des Malers weitgehend nur aus seinen Werken abgelesen werden. Bei dieser Interpretation läuft man allerdings Gefahr, die Sicht Kellers mit der seiner Kunden zu verwechseln, für die er gemalt hat und denen seine Bilder gefallen sollten. Die untenstehende Bildbeschreibung und die Kenntis des übrigen Werks berechitigen zu der These, dass bei Keller eine Dialektik zwischen Natur (Gewitter, Fluss, Bäume) und Kultur (Haus, Wäsche, Kochen, Spielen, Werkzeug, Nutzpflanzen) spürbar wird.

Innerhalb dieser Spannung findet der Mensch durch Arbeit seinen Platz in der kosmischen Ordnung, die hierarchisch erscheint: Die Amme steht über den Kindern wie der Betrachter über ihr und möglicherweise Gott über dem Betrachter. Die Ordnung zeigt sich auch in der Rollenverteilung, die klar ist: Spielen darf man bis zu einem gewissen Alter, danach beginnt die Pflicht, die Arbeit. Auch die Sauberkeit (der frischen Wäsche) ist ein Ordnungsfaktor.

Die Probleme sind draußen. Wenn sie kommen, wie ein Gewitter, ist man vorbereitet. Der "kindlich fromme Sinn" des Malers, den ihm sein Bruder bescheinigt, hat in solchen Bildern einen bleibenden Ausdruck gefunden. Kellers Bruder Franz hat dem Paul Wilhelm, den die Familie Willi nannte, einen Nachruf geschrieben. Darin heißt es u. a.:"Sein einfacher, naiver, kindlich frommer Sinn und die Kraft seines Gefühls sind es, welche die Volksliedluft seiner Bilder schaffen (...)

Er war eine feinsinnige, vornehme Natur, bescheiden und anspruchslos, von „äußerster Weichheit, offenem, geradem Charakter. Beweglich, gewandt, gebildet, heiter (...) Er hat ein schönes Leben gehabt (...) und zum Schluß ein rascher, sanfter Tod, fürwahr ein Lebensbild, das man nicht schöner malen könnte." (S. 17-19)

In einer Betzinger Tracht als Frau verkleidet präsentierte sich Keller auf einem Foto um 1890, das im Künstleralbum des Betzinger Gasthauses zur Rose erhalten ist. Ihm widmeten der Maler und zwei Kollegen "hiermit den einzigen Witz ihres Lebens zum freundlichen Andenken" (s. LUI, S. 61). Ganz so trocken war er aber sicher nicht, denn in einem seiner Gemälde von 1893 blickt der Betrachter auf die Münchener Frauenkirche, während die Hand eines Malers mit Pinsel auf dem Fenstersims liegt.

Mit diesem Spitzwegschen Humor dürfte sich Keller selbst ins Bild gesetzt haben. Dennoch war er kein Linkshänder, da das Bild seitenverkehrt reproduziert wurde!



Franz Keller schrieb am 24.1.1939 schwärmerisch in einer Postkarte über das Aussehen seines längst verstorbenen Bruders während dessen Leutnantszeit: "ein schöner, blühend ausehender junger Mensch". Der nicht sehr großgewachsene Maler, dessen leicht dandyhafte Erscheinung mich an den fast gleich alten Oscar Wilde erinnert, was so gar nicht zu den Gänselieseln passen will, soll braune Haare und blaue Augen gehabt haben.

Jedoch: "Für die Unsicherheit auch des einfachsten historischen Berichtes will ich ein beliebiges Beispiel herausgreifen. Es besteht eine umfangreiche Literatur über die Frage, welche Farbe die Augen und der Bart Napoleons III gehabt haben; aber obwohl dieser Kaiser erst wenige Jahre tot ist und seine Witwe und viele andere, die ihm nahestanden, noch heute (1914) leben, konnte die Frage nach der Farbe seiner Augen und seines Bartes nicht mit voller Sicherheit beantwortet werden." (Lessing, S. 88).

Keller trug beim Malen (oft im Freien, z.B. im Emmeringer Hölzl bei Bruck) einen Zwicker. Er sei, so heißt es 1958, "die Freundlichkeit selbst" (ro) gewesen. Er scheint auch Humor gehabt zu haben. Finckh schreibt: "da sein Vaterhaus dem meinen gegenüber lag, so legte er uns in der Neujahrsnacht immer auf die beiden hohen Steinsäulen am Garten Kanonenschläge". Keller liebte daher den Münchener Fasching.

Kellers Briefe lassen graphologische Interpretationen zu. Meines Erachtens passt die Exaktheit der Schreibschrift genau zu Kellers Malweise, die beide einen feinen, vielleicht etwas steifen Charakter vermuten lassen.

Aus mehreren Äußerungen Kellers geht hervor, dass er oft krank war, was zu der vom Bruder angedeuteten Sensibilität passt.



IV a Das künstlerisch-soziale Umfeld



An persönlichen Äußerungen Kellers ist wenig bekannt. Es gibt eine eigenhändige Postkarte vom 4.5.1904 (im Besitz des Sammlers Wolfgang Gierstorfer) an den Münchener Zahnarzt Dr. G. Henrich. Darin erwähnt er als seine Wanderbegleiter (gut zu Fuß war er also wohl) die "Flüggens", ziemlich sicher die Familie des Malers Josef Flüggen (1842-1906, s. Thieme-Becker).

Am 17.11. 1900 unterzeichnete (nach Käss S. 251f) Keller zusammen mit andern Künstlern eine Postkarte an Dr. Adolph Bayersdorfer, Konservator an der Alten Pinakothek (s. Käss, in dessen privatem Register der Name Kellers nur in diesem Zusammenhang auftaucht. Es bleibt also Spekulation, ob Bayersdorfer es war, der den Ankauf eines Bildes von Keller für die Pinakothek in die Wege geleitet hat.)

Die Gruppe hatte sich an der sog. Frölicher-Eiche im Emmeringer Hölzl bei Bruck getroffen, um des 1890 gestorbenen Malers Otto Frölicher (geb. 1840) zu gedenken. Bei den Unterzeichnern handelt es sich um die Münchener Landschaftsmaler Eugen Kirchner (1865-1938), Georg Flad (1853-1913), Otto Gampert (1842-1924), Karl Gussow (1843-1907) und Karl Meyer-Basel (1860-1932) sowie um den Münchener Historienmaler Christian Speyer (1855-1929) und den Karikaturisten Adolf Oberländer (1845-1923, s. jeweils Busse).



V Keller als Repräsentant verschiedener Stilrichtungen



Das 19. Jahrhundert zeichnet sich wie wohl keines zuvor durch ein stilistisches Nebeneinander aller möglichen künstlerischen Wahrnehmungsformen aus. Besonders dominierte die Historienmalerei. Auch Keller war zwar Enkelschüler von Piloty, einem der gewichtigsten Repräsentanten dieser Schule, schloss sich ihr jedoch in keinster Weise an. Allenfalls enthält auch seine Malerei ein eskapistisches Moment: So wie die Historienmaler über den tristen Alltag hinaushalfen, weist auch Keller in ein Idyll, wo die Probleme der Industrialisierung keinen Platz hatten.



a) Jugend-Stil

Die Wochenzeitschrift "Jugend" war so bekannt und stilprägend, dass sie einer ganzen Epoche, dem Jugendstil, ihren Namen gab. Seit 1896 ist Keller mit Arbeiten dort vertreten. 1901 und nochmals 1905 wurde Keller, im selben Jahr wie dem Malerfürsten Franz Lenbach, gar die Ehre zuteil, dass ein Werk von ihm auf dem Titelblatt abgebildet wurde.

Der Verleger dieser Zeitschrift, Dr. Georg Hirth (1841-1916), über die Bedeutung seiner Zeitschrift: "Wenn wir von deutschem Geist in der Griffelkunst und Malerei sprechen, so bin ich so frei, nicht bloß für die Mitglieder der Scholle, sondern für sämtliche Schildträger der Jugend hier eine Ehrentafel zu errichten. Ohne andere gering zu schätzen, setze ich darauf die Namen: Julius Diez, Adolf Münzer, Reinh. Max Eichler, Fritz Erler, Rob. Engels, Max Feldbauer, Fidus, Walther Georgi, Angelo Jank, Walter Püttner, Leo Putz, Paul Rieth, Arpad Schmidhammer, Ludw. v. Zumbusch." Ferner nennt er Keller-Reutlingen, Otto Eckmann, Bernhard Pankok, Richard Riemerschmid, Bruno Paul, F. v. Reznicek und Rudolf Wilke (S.494). Und wenn Hirth, der vor Selbstbewusstsein geradezu strotzende Verleger der Jugend, zugibt, "Keller-Reutlingen und andere waren gemachte Leute, als sie in unsere Reihen eintraten" (S.494), also bereits 1895, so ist das kein geringer Beweis für den großen Erfolg des damals knapp vierzigjährigen Keller.

Fritz von Ostini schreibt 1901 über "Die Künstler der Münchener Jugend" (V K 1901/02, 1, S. 609ff). Obwohl er sich darüber beklagt, dass er aus Platzgründen "nicht einmal (...) alle wesentlichen Mitarbeiter" nennen könne, sagt er: "Noch eine Reihe von Landschaftern wären übrigens aufzuzählen, die bald schwarz, bald farbig, bald zeichnerisch, bald malerisch ihren Teil am Bilderschmuck der Jugend leisteten, Richard Riemerschmid, Keller-Reutlingen" u.a. (S. 624).

Sogar ein Kinderbuch des Verlags illustrierte Keller, die "Märchen ohne Worte" von 1900. Zu den unfassbar zahlreichen Reproduktionen von Kellers Werken in diesem Verlag s. unten, Kapitel V.



b) Betzinger Malschule

Keller gehörte zu der von Robert Heck (1831-1889) um 1855 ins Leben gerufenen und alsbald populären sog. Betzinger Malschule (s. hierzu Karl Keim, Nachrichten über eine Alt-Betzinger Malschule, in: Reutlinger Geschichtsblätter 1975, S. 47ff., bes. S. 57). Zahlreiche bekannte Maler, darunter Anton Braith, Albert Kappis, Theodor Schüz, Christian Mali, Benjamin Vautier und eben auch Keller entdeckten die Reize des Betzinger Dorflebens, das von manchen als die erfreulichste Erscheinung der ganzen Gegend gerühmt wurde,

vor allem seine pittoresken Trachten. Der GEA vom 4.6.1961 nennt Kellers Aquarell eines Betzinger Bauernhauses "das wohl beste Bild, das je von einem der schönen Betzinger Häuser gezeichnet wurde".



c) Münchener Künstlergossenschaft

Ihr wird Keller angehört haben, bis sich am 11.4.1892 eine stattliche Gruppe abspaltete, um die Secession zu gründen.



d) Münchener Secession

G. Keller nennt seinen Bruder einen "Vorläufer und Wegbereiter der Sezession" (S. 133). Richtig ist, dass er am 3.5.1892 eines der Gründungsmitglieder des Vereins bildender Künstler München (Secession) e.V. war. Ihrem Vorstand gehörte er seit dem 15.4.1893 zunächst als 2. Schriftführer an, seit 1897 war er 1. Schriftführer der Aufnahmejury. Sein Name findet sich zum vorletzten Mal im Protokoll der Secession vom 23.2.1898. Ob sein Rückzug aus den Aktivitäten des Vereins damit zusammenhängt, dass die Secessionsgalerie

(zumindest nach ihrem Inventar von 1940) kein Werk Kellers erwarb, während Albert von Keller mit 10 Werken vertreten war? Keller wird in den Secessionsakten zum letzten Mal erwähnt am 23.4.1920 anlässlich seines Todes: "Die Versammlung ehrt ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen. Hierauf Übergang zur Tagesordnung." (S. 97). Die Secession wurde 1938 aufgelöst und 1946 neugegründet.



Kellers Verleger Hirth erinnert sich an die Anfänge der Sezessionsbewegung: Solange es noch Sezessionen, also Abspaltungen von der herrschenden Kunstrichtung gebe, so lange "können wir ziemlich sicher auf Fortschritt rechnen" (S. 490). Was speziell die Münchener Secession betrifft, sagt er:"Im Vordergrunde standen damals die Namen Fritz v. Uhde, Franz Stuck, Bruno Piglhein, Frhr. v. Habermann, Alb. v. Keller, Gotthard Kühl, H. Zügel, Arthur Langhammer, Paul Höcker, Ludw. Herterich, Wilh. Volz, Adolf Hoelzel, Jul. Exter, Rob. Pötzelberger, Otto Eckmann,

Graf Leopold Kalckreuth, Jos. Floßmann, Th. Th. Heine, Keller-Reutlingen, Ernst Zimmermann, Peter Behrens, Wilh. Trübner, Victor Weishaupt, Bernh. Buttersack, Hierl-Deronco, Benno Becker, Leo Samberger, Ad. Hengeler, Christ. Landenberger, Otto Pilz, Louis Corinth u. a. Aber der eigentliche Sorgenbrecher und Arbeiter war der treffliche Ludwig Dill."(S.490f). Im November 1893 charakterisiert Otto Julius Bierbaum die Secession so: Auf allen Gebieten herrsche ein Trieb weg vom Alten, besonders in der bildenden Kunst. Die bedeutendste dieser sich vom Alten

abspaltenden Gruppen sei der Verein bildender Künstler in München. In München war man sich mit der alten Künstlergenossenschaft vor allem uneins über die Ausstellungsmodalitäten: "Die späteren Secessionisten hatten, kurz gesagt, Eliteausstellungen rein künstlerischen Karakters ohne Rücksicht auf die Nationalität gewollt, ohne Rücksicht auf die Masse der münchener Künstler, einzig in Rücksicht auf rein künstlerische Qualität" (S.5). So kam es zur Abspaltung (lat. secessio): "Was diese Künstler eint, ist nicht irgend ein -ismus;

kein Schlagwort führen sie als Devise, und kein Dogma hält sie zusammen, es sei denn das vom Grundrechte des Künstlers, das am kürzesten mit dem Worte Individualismus ausgedrückt wird." (S. 3f.) 1893 publizierte die Secession eine Mappe mit 23 Heliogravuren. Sie gab "eine Anzahl hervorragender Werke von der Hand secessionistischer Künstler wieder. (...) Künftige Zeiten werden es nicht begreifen, was denn an diesen Werken der Mehrheit unserer Zeitgenossen so unbegreiflich und bekämpfenswert erschienen ist." (Bierbaum, S. 7)

Seine Mitgliedschaft beweist, dass er sich selbst als Avantgardist verstand. Die Secessionisten waren zu ihrer Zeit oft Gegenstand des Spottes, u.a. wegen ihres unorthodoxen Farbempfindens, das auch Keller hatte. So nehmen z.B. die satirischen Meggendorfer Blätter von 1901 zwei Secessionskünstler aufs Korn. Der eine hält sich vor Übelkeit den Kopf mit den Worten: "Es wird mir plötzlich ganz grasblond vor den Augen!", worauf der andere sagt:"Was fehlt Dir? Du siehst auch so meergelb aus!" (S. 33).

Außerdem ist Keller als Angehöriger der Münchener Sezession in seiner Landschaftsmalerei von der französischen Schule von Barbizon beeinflusst. Beide Schulen mieden das Malen im Atelier und begaben sich lieber in die Natur vor das Motiv.



e) Fürstenfeldbrucker Malerkolonie

Bei ihr handelt es sich eigentlich nicht um eine Künstlerkolonie, sondern um eine lokal konzentrierte Gemeinschaft ansässiger Künstler, wobei Keller auch hier zu denen der ersten Stunde gehörte. Sie hatten keinen gemeinsamen Stil. "Gleichwohl bildete sich im Werk von einigen Künstlern ein Brucker Dialekt heraus, der vielleicht am deutlichsten in den Bildern von Paul Wilhelm Keller-Reutlingen - er fing wie kein anderer das Licht des Amperlandes in seinen Gemälden ein - erlebbar wird." (Kleinknecht S. 454). Bekannte Kellers waren die Brucker Maler

Ernst Crasser (als direkter Nachbar), Alfons Schneider und Max Landschreiber, ferner der Brucker Gerber Max Irlbeck, der Architekt Adolf Voll und der Baumeister Kaspar Hofmeister.



f) Dachauer Malerkolonie

Im Rückblick auf seine eigene Zeit um 1895 als Rechtsanwalt in Dachau schreibt Bayerns Nationaldichter Ludwig Thoma in seinen Erinnerungen (München 1919, S. 197): "In Dachau waren damals zahlreiche Maler, darunter Dill, Hölzel, Langhammer, Keller-Reutlingen, Flad, Weißgerber, Klimsch u.a." Thoma zählt ihn also zur weltberühmten Dachauer Malerkolonie, die etwa 3000 Maler/innen umfasst. Sie fühlten sich angezogen von der "malerischen und farbintensiven Landschaft" (Ebertshäuser S. 156).

Aber Kellers Beziehungen zu dieser Gruppierung sind weitgehend unerforscht. In der Stadt war er nicht als niedergelassen gemeldet, hat aber ein Bild gemalt "Blick aus meinem Atelier", das als Ansicht des Pollnhofs im Dachauer Ortsteil Augustenfeld erkannt wurde (Reitmeier, Bd. 6, Nr. 451). Und auch auf einer Postkarte (im Besitz des Sammlers Niembs) heißt es, Keller habe "immer in Dachau bei Königs" gewohnt. Dort malte er gern im Dachauer Moos.



g) Münchener Allotria

Dass Keller deren Mitglied war, geht aus "Kunstchronik" XXII, Sp. 515 hervor, wo dem Rezensenten bei einer Abschiedsausstellung aus Anlass der Schließung des langjährigen Ausstellungsraums der Vereinigung "treffliche Landschaften" des Malers auffielen.

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